Das Wort ‚Camping‘ wurde zu meiner Jugendzeit kaum benutzt. Man sprach von ‚zelten‘. Besser gestellte reisten mit Wohnwagen. Die meisten mit dem PKW und wohnten in ‚Pensionen‘ in den Bergen, an der See und träumten von Rimini an der Adria . . . .
1969 ‚träumte‘ auch ich von ‚Bella Italia‘, von Rom, Vatikan, Forum Romanum, Vesuv, Pompei und Capri. Im Opel Kadett A Coupé (48PS) von Hamburg nach Neapel. Ein gebrauchtes Klepper-2-Mann-Zelt, Luftmatratze, Schlafsack, Gaskartuschen-Kocher und Nescafé, Exakta Varex IIb mit sechs Revue Kleinbild Diafilmen von der Foto-Quelle.
1970 eroberten wir Griechenland. Über den legendären Autoput durch Jugoslawien. Lange Autoschlangen vor jeder Grenze. Aber das war normal. Hellas, die griechische Sagenwelt, Athen, Akropolis, Korinth, Mykene, Tyrins, Epidaurus, Sparta, Mistras, Monemvassia, Pirgus Dirou, Nestors Palace, Olympia, Delphi, . . .
1976 gings mit Hauszelt und einem VW Variant in die Türkei. Damals hielt man uns für verrückt. Türkei? Ihr seid wahnsinnig! Wieder durch Jugoslawien und Griechenland. Ab Canakkale der türkischen Ägäisküste folgend: Troia, Pergamon, Ephesus, Pamukkale, Bodrum, Ölü Deniz. Am Mittelmeer nach Osten über Side, Perge, Aspendos nach Mersin, durch die Kilikische Pforte, Tuz Gölü, Kappadokien, . . . , Konstantinopel. Ab und zu mal ein Campingplatz. Oft am Straßenrand gezeltet. Wir waren als Gäste immer hos geldiniz
1977 gings mit Variant und Hauszelt in die Osttürkei, Nemrut Dagi, Gaziantep, Syrien, Aleppo, Hama, Homs, Tadmur (Palmyra) nach Damaskus. Libanon, Bekaa Ebene, Balbek, Beirut, Byblos, Tripoli, Tartus, Latakia, Iskenderun, Adana, Mersin, usw.
Die Zeit des Zeltens ging vorbei. Zwei ausrangierte FIAT 238 Kastenwagen haben wir zu Campingfahrzeugen umgebaut. Hubdach, Ausstellfenster, Spüle mit 20l Wasserkanister und Abfluss ins Freie, 1-Flammenherd, Gasflasche, Absorber-Kühlschrank, der nie so richtig funktionierte, Klapptisch, Schlafgelegenheit – alles selbst gebaut (inklusive TÜ Abnahme).
Die Zeit der reisefreudigen Campingurlaube wurde durch eine Immobilie in der Türkei auf einige Zeit eingestellt. Sie erwachte eigentlich erst wieder nach Heirat und Nachwuchs. Auslöser war ein Freund, der anfangs der 90erJahre einen vollintegrierten Campingbus erwarb. Verrückt! Ich fahr doch keinen LKW! Sieben Meter lang, über drei Meter hoch, zweieinhalb Meter breit. Sowas bin ich noch nie gefahren „Was der kann, kannst Du auch“, sagte meine Frau. Und was meine Frau sagt . . . Wir erwarben einen Hymer 640.
Mit zwei Kids erkundeten wir Frankreich, Spanien, Italien und immer wieder die Türkei. Wir gewöhnten uns an das Vagabundieren. Heute hier, morgen dort, niemals mehr als einen Tag auf einem Campingplatz; wenn überhaupt nur zur Entsorgung. Wir finden immer ein ruhiges Plätzchen zum Übernachten.
Jedoch bekam unser Campingleben ungeahnte Konkurrenz: In der Schule schwärmten die Klassenkameraden von ihren Flug- und Pauschalreisen. Traumziele, Mallorca, die Kanaren, die Hotels, die Swimming Pools, die Sandstrände, das all-inclusiv, . . .
Unsere Touren führten uns ins Elsass, in die Provence oder wie langweilig ins Haus in der Türkei. Der Hymer wurde mangels Nutzung verkauft.