Wie es der Titel ausdrückt: Wir wollen den Jakobsweg laufen, erwandern, zu Fuß, per pedes. Aber mit dem Wohnmobil. Wir wollen den Jakobsweg von Saint Jean Pied de Port bis Santiago de Compostella nicht mit dem Wohnmobil abfahren, wie die „Bleifußpilger“.

Wir wollen mit unserem Wohnmobil den Jakobsweg gehen, wandern, pilgern. Wie das? Ich will einiges vorausschicken:

Wir haben ein Wohnmobil und wir fühlen uns als „echte“ Reisemobilisten. Soweit möglich meiden wir Campingplätze. Wir sind auf autark eingestellt. Wir (78 Jahre männlich und 65 Jahre weiblich) sind gut zu Fuß, aber ohne Gepäck. Mehr als 10kg Gepäck sind für uns nicht machbar. Mir reicht meine Fotoausrüstung und meiner Frau ein kleiner Rucksack für Ausweise, Smartphone, Geld, Getränk, Regencape, Traubenzucker und ‚Nützlichkeiten‘.

Seit Juli 2023 gehören wir nicht mehr zur arbeitenden Bevölkerung, darum gelten für uns weder Reisezeit noch Reisetermin Vorgaben. Trotzdem gehe ich von einer ~8-wöchigen Reisezeit aus (Erholung auf der Heimfahrt).

Ich bin so vermessen zu glauben, dass wir uns unter den Wohnmobilisten in der schweigenden -nicht medial verbreiteten- Mehrheit befinden. Nach langem Nachdenken über diesen Satz schließe ich sogar die Wohnwagen-Anhänger mit ein. Egal: ich kann nicht für Wohnwagen-Freunde sprechen. Die haben vielleicht andere Probleme und sehen die Dinge aus anderer Sicht . . .

Ich glaube, es gibt viele Wohnmobilisten, die daran denken den Jakobsweg zu laufen, aber wie? Mit dem Wohnmobil? Alleine? Zu zweit? Keine Berichte, Reportagen im Internet gehen auf diese spezielle Ausgangssituation ein. Wie können wir zu zweit mit dem WoMo den Camino Frances von Saint Jean Pied de Port bis nach Santiago de Compostella und noch weiter ans ‚Ende der Welt‘ laufen?

Ehrlich gesagt, die literarischen Ergüsse von HaPe Kerkeling bis Coelho und fünfzehn anderen inspirierten uns, sind aber für unsere Belange und Wünsche nicht anwendbar.

Wir haben keine Lust abends nach 5-6 Stunden Fußmarsch in einer Herberge mit -zig anderen auf einem Feldbett zu nächtigen. Wir haben unser WoMo mit unseren Betten, unserem Bettzeug, unserem Geruch, unserer Toilette und unserer Dusche. Ich brauche kein nächtliches Geschnarche und Ausdünstung fremder ‚Mitreisender‘. Ich brauche nach einer langen Tages-Wander-Etappe meine vertraute Umgebung . . .

In drei-vier Wochen mit Anfahrt (Darmstadt) nach Saint Jean Pied de Port (über Lourdes) und Rückfahrt von Santiago de Compostella bzw. Finis Terrae nach Hause ist der „camino frances“ zu Fuß nicht zu schaffen. Es sind Abstriche zu machen. Damit muss man sich abfinden. Aber deswegen wollen wir nicht aufgeben! Ich habe folgende Idee entwickelt: Und bitte: nach- und mitdenken! Brain Storming! Nicht kaputt-reden!

Nehmen wir als Beispiel irgendwelche Etappenpunkte des Camino mit Namen A, B, C und D. Wir starten bei A und fahren frühmorgens zu zweit mit dem WoMo von A nach B. Da die Fußmarsch-Etappen i.d.R. unter 30km liegen, ist diese Strecke mit dem WoMo in weniger als einer Stunde zu bewältigen. In B angekommen – Stellplatzsuche und Abstellen des WoMos. Weder Punkt B noch die Fahrstrecke von A nach B wird 100%ig identisch mit dem Jakobsweg-Zielpunkt // Fußmarschweg sein. Durch die morgendliche Ankunft besteht bessere Aussicht auf leeren Park-/Stell-/Campingplatz als abends. Dann: ‚ready for take-off‘ im Wander-Outfit zur nächsten Omnibus-Station in B (ÖPNV = öffentlicher Personen Nahverkehr). Bei großer Wartezeit bis zur nächsten Abfahrt: Ortsbesichtigung, einkaufen, ausgiebiges Frühstück. Rückfahrt mit dem ÖPNV (Notfalls per Taxi oder Anhalter) von B nach A. Nach Ankunft in A den Camino als Pilger standesgemäß per pedes nach B wandern. In B Stempel abholen und im WoMo duschen, waschen, essen, trinken, ausruhen, Fotos und Filme kopieren, Internet-surfen, fernsehen, lesen, übernachten. Am nächsten Tag und deren folgende wiederholt sich das Prozedere mit der Etappe B – C, C – D, usw. Selbstverständlich lassen sich Variationen einbauen.

Nur so dauert der Camino mehr als sechs Wochen. Aber wer will uns verbieten bei schlechtem Wetter eine oder zwei Etappen zu überspringen? Wir wissen, dass der Camino in drei-vier Wochen zu Fuß nicht zu schaffen ist. Also muss so oder so „abgekürzt“ werden. Was spricht dagegen schwierige Teilstrecken aus den selbst gesteckten Teilzielen zu „überfahren“?

Zur Erinnerung: Der Camino dieser Art kann zu einem „Rundwanderweg“ werden. Einmal ausgelassene Etappen können auf der Rückreise nachgeholt werden. Abseits des offiziellen Caminos gelegene Sehenswürdigkeiten können mit dem WoMo jederzeit besucht und besichtigt werden.

Besonders kostensparend die 4-Personen-Variante. An- und Heimfahrt mit vier Personen. Selbstverständlich muss das WoMo entsprechend ausgestattet sein.

Pärchen [12] wandert von A nach B, derweil Paar [34] das WoMo von A nach B befördert; dortselbst Stell-/Park- oder Campingplatz findet, einkauft, ausruht, faulenzt, . . . und auf die abendliche Ankunft des Pärchens [12] wartet. Die Lokalisierung des WoMos gelingt heutzutage vortrefflich per Telekommunikation (GPS, WhatsApp, Telefon). Gerade letzteres birgt den riesigen Vorteil bei unglücklichen Umständen sofort per WoMo Hilfe zu erbringen. Am folgenden Tag Paartausch. Paar [34] wandert von B nach C. Pärchen [12] fährt mit dem WoMo von B nach C, richtet sich dort ein und das Pilgern beginnt von vorn.

Natürlich mit den gleichen „Ausnahmeregeln“ der 2-Personen-Variante. Interne Variante: 1 wandert mit 3 und 2 fährt mit 4 und umgekehrt. Preiswert wegen der Halbierung der Fahrt- und Unterbringungskosten.

Vor- und Nachteile letztgenannter Variante: Nutzung des eigenen Wohnmobils als Unterkunft und Verpflegungsstation. Auch in Spanien gibt es Supermärkte. Die An- und Rückreise wird geteilt. Selbst bei einer Wohnmobilanmietung rechnet sich diese Variante

Sprit-, Maut-, Stell- und Campingplatzgebühren werden auf die Personenzahl umgelegt.

Echte Campingplätze müssen ohnehin wöchentlich zur Ver- und Entsorgung in Anspruch genommen werden. Preiswerter geht es nicht.

Pärchen 12 in WoMo FIAT und Pärchen 34 in WoMo FORD. Getrennt/gemeinsame Anreise und Treffpunkt in Saint Jean Pied de Port. Kolonnenfahrt über einen so langen Anfahrtsweg nervt. Im Übrigen ist man unterwegs stets übers Internet verbunden. Hat auch besondere Reize und Positives.

Startpunkt A: Pärchen 12 übergibt WoMo FIAT an Partner 3 und wandert von A nach B. Partner 3 übernimmt WoMo FIAT und fährt mit Partner 4 im WoMo FORD nach B. Dortselbst Stellplatzsuche, Einkauf, ausruhen, warten auf Ankunft des Pärchens 12.
Startpunkt B: Pärchen 34 übergibt WoMo FORD an Partner 1 und wandert von B nach C. Partner 1 übernimmt WoMo FORD und fährt mit Partner 2 im WoMo FIAT nach C. Dortselbst Stellplatzsuche, Einkauf, ausruhen, warten auf Ankunft des Pärchens 34. In Folge sind noch weitere Varianten denkbar.

Die Iterationen sind stets gleich aufgebaut. Pärchen 12 vom WoMo pilgert von A nach B, derweil Pärchen 34 mit WoMo und WoWa nach B fährt, dort einen Stellplatz sucht und sich dort einrichtet, Einkäufe erledigt, Essen vorbereitet, usw. Via Smartphone Kommunikation ist für Pärchen 12 der Übernachtungsplatz leicht zu finden. Am nächsten Tag Rollentausch, usw.

Das eine schließt das andere nicht aus: wir sind nicht gezwungen jeden Abend in unserem WoMo abgeschottet von allen anderen Pilgern quasi ‚feudal‘ zu hospitieren. Kontakt zu anderen Pilgern ergeben sich auf der Wanderschaft Und was spricht dagegen Pilgerbekanntschaften des Abends vor unserem WoMo zu verwöhnen?

Gesundheitlich sehe ich in meiner Idee noch mehr Vorteile: Ich suche mir nach meiner/unserer Kondition die leichten, normalen und schwierigen Etappen selbst aus. Man hat keine Rucksack-Gewichtsprobleme, keine Wäschesorgen. Im WoMo ist übergenug Platz. Unsere Frei- und Erholungszeit wird nicht durch Wäsche waschen verbraucht. Ich kann mit meiner Foto- Filmausrüstung fotografieren und nicht mit einem popeligen Smartphone (Gewicht)! Als Rucksack-Pilger kann ich mir keine High-Tech-Foto-Film-Ausrüstung erlauben. Das ist mir persönlich sehr wichtig!

Innere Besinnung auf dem Jakobsweg hin- und her. Ich besuche Lourdes und nehme an der Kerzenschein-Prozession teil. Aber ich will auch fotografieren und filmen. Ich merke schon, wie die Esoteriker und Klerikalen über mich herfallen. Kommerzialisierung des Jakobswegs . . . . .